Smarte Datenbewertung erleichtert künftige Optimierungen Octapharma modernisiert Dampfkesselsystem Octapharma, ein Spezialist auf dem Gebiet hochqualitativer Humanproteine aus Humanplasma und humanen Zelllinien, hat am Standort Wien seinen Energieversorgungsbereich modernisiert. Ein vorausgegangener Energy Quick Check durch Bosch half, die Effizienzpotentiale zu identifizieren. Das Ziel: Erreichen maximaler Energieeffizienz, durchgängiger Automation und höchstmöglicher Zuverlässigkeit. Octapharma gehört zu den weltgrößten Unternehmen in der Entwicklung und Herstellung von Präparaten aus menschlichem Plasma und versorgt mittlerweile Patienten in über 115 Ländern. Am Wiener Standort sind 1 200 Mitarbeiter auf die Erzeugung lebensrettender Medikamente spezialisiert. Ein Bereich, der gerade in der Qualität und Sicherheit der sensiblen Produkte sehr strengen Regelungen und Kontrollen unterliegt. Ein nicht unbedeutender Teil in der Herstellung ist auf die Versorgung mit Prozesswärme in Form von Dampf angewiesen. Das betrifft besonders den Sterilisationsbereich: Hier unterstützt der Dampf die Erzeugung von Reinstdampf sowie WFI (Water for Injection). Weitere Versorgungsbereiche sind die Ethanol-Destillationskolonne und die Befeuchtung von Klimaanlagen. „Unsere bestehende Dampfkesselanlage läuft nach wie vor zuverlässig, jedoch sahen wir mit dem Wandel der Zeit das Potential, unsere Energiesituation noch weiter zu verbessern“, berichtet Orestis Almpanis-Lekkas, Head of Utilities bei Octapharma. Markus Tuffner, Modernisierungsleiter bei Bosch Industriekessel, bewertete auf Basis der kundenspezifischen Ausgangssituation die möglichen Modernisierungsmaßnahmen. „Mit unserem Energy Quick Check konnten wir Octapharma im ersten Schritt schnell und effektiv die Einsparpotentiale aufzeigen“, betont Tuffner. Anhand der aussagekräftigen Ergebnisse entschied Octapharma, alle Empfehlungen umzusetzen. Jetzt ergänzen moderne Bosch-Technologien das seit 2007 bestehende Dampfkesselsystem. Steuerungen der neuen Generation Zunächst ließ Octapharma die Kessel- und Anlagensteuerung auf die neueste Steuerungsgeneration von Bosch umrüsten. Aufgrund der Abkündigung des Herstellers wäre die Ersatzteilversorgung für die eingesetzte Kompaktsteuerung auf Basis der Siemens C7 in den kommenden Jahren zunehmend schwieriger geworden. Die neue Kesselsteuerungsanlage bestehend aus BCO (Boiler Control) und SCO (System Control) ermöglicht über intuitive Touch-Displays eine komfortable Bedienung und steigert die Datentransparenz. Im gleichen Zuge tauschte Bosch die bestehende Teleserviceverbindung gegen die neue Fernwirktechnik MEC Remote. Über diesen Fernzugriff können heute nicht nur Bosch-Serviceexperten auf die Dampfkesselanlage zugreifen und Fernanalysen, Parametrierungen oder Programmierungen durchführen. Auch der Betreiber selbst kann den Anlagenstatus einsehen und erhält wichtige Betriebsinformationen via SMS oder E-Mail. Smarte Datenbewertung, Energiemonitoring und Betriebssicherheit Zukünftig profitiert Octapharma insbesondere durch die Nachrüstung von MEC Optimize: Der digitale Effizienzassistent analysiert und interpretiert die Kesselanlagendaten und informiert das Betreiberpersonal bereits im Vorfeld über mögliche Ausfallrisiken und Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung. Unterstützend gibt MEC Optimize den Anwendern individuelle Handlungsempfehlungen. Das erhöht die Sicherheit und optimiert die Energiekosten innerhalb der pharmazeutischen Produktion. Zudem wird derZustand vieler wichtiger Systemkomponenten auf Basis der Fahrweise ermittelt und hilft bei der Wartungsplanung. Für Octapharma liegen die Vorteile auf der Hand: „Wir können die Systemwerte einfacher überwachen, erkennen frühzeitig ungünstige Betriebszustände und erhalten ein detailliertes Monitoring ohne vor Ort sein zu müssen“, berichtet Orestis Almpanis-Lekkas. Durch die Kopplung an MEC Remote kann der Betreiber die Daten von MEC Optimize auch aus der Ferne abrufen und dessen Oberfläche auf mobilen Endgeräten spiegeln. Bosch integrierte das vorprogrammierte Optimize-Modul in den bestehenden Steuerschaltschrank ohne umfangreiche Umbaumaßnahmen vornehmen zu müssen. Durch das vorkonfigurierte Leittechnikprotokoll lief die Integration in die zentrale Leitwarte von Octapharma reibungslos. Mit MEC Optimize verfügt das Betreiberpersonal jetzt auch über ein digitales Kesselbuch. Dort sind nicht nur alle relevanten Betriebsanleitungen verfügbar, es dient ebenfalls zur digitalen Erfassung der Messwerte aus den Kesselprüfungen sowie als digitale Dokumentenablage, zum Beispiel von Wartungsprotokollen. Vollautomatische Wasseranalyse Die optimale Wasserqualität gehört zu den wichtigsten Einflussfaktoren im Betrieb von Kesselanlagen. Das neue Wasseranalysegerät von Bosch sorgt bei Octapharma nicht nur für einen zuverlässigen Anlagenschutz, sondern spart dem Unternehmen auch Zeit und Geld. Die ausgereiften Sensoren messen und  prüfen kontinuierlich die Wasserparameter (pH­Wert, Sauerstoffgehalt und Leitfähigkeit) und leiten die Daten an die Steuerung bzw. an MEC Optimize weiter. Beim Überschreiten festgelegter Grenzwerte oder gar bei sicherheitskritischen Zuständen löst ein Alarmsignal aus. Anhand der Messwerte werden auch die Chemikalien bedarfsgerecht dosiert und Einsparungen durch geringere Absalzverluste, reduzierten Brennstoffeinsatz und Wasserbedarf erzielt. Ein voll­ automatischer Prozess, welcher zudem die Lebensdauer von Kesseln und Anlagenkomponenten positiv beeinflusst. Wärmerückgewinnung innerhalb der Dampfkesselanlage Auch hinsichtlich der Wärmerückgewinnung innerhalb der Anlage konnten Optimierungsresultate erzielt werden. Ein nachgerüsteter Brüdenkühler gewinnt nun aus Brüdendampf Energie zurück und wärmt damit Zusatzwasser vor. Hierdurch reduziert sich die notwendige Aufheizdampfmenge. Dieser Brüdendampf entsteht im thermischen Entgasungsprozessund ist notwendig, um die schädlichen Gase aus dem Speisewasser abzuführen. Der Brüdendampf fällt kontinuierlich an und so können Einsparungen von mehreren tausend Euro pro Jahr erzielt werden. Eine zusätzliche Kostenreduzierung erreicht Octapharma mit der Wärmerückgewinnung aus Absalzwasser. Das Modul nimmt das Absalzwasser aus dem Kessel auf, entspannt es und nutzt die Wärmeenergie für die Aufheizung von Zusatzwasser und Beheizung des Speisewasserbehälters. Die realisierbaren Einsparungen beider Komponenten aus dem Energy Quick Check ergeben eine jährliche Ersparnis von über 20 000 Euro. Auch die Umwelt profitiert durch rund 150 Tonnen weniger CO2-Emissionen pro Jahr. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von etwa 90 Kraftfahrzeugen. Das letzte Quäntchen: Feuerungsseitige Optimierung Obwohl die Bestandskessel bereits mit Wärmerückgewinnungsmodulen wie Economiser ausgerüstet sind, konnten die abgasseitigen Verluste mit Hilfe von O2-/CO-Regelungen noch weiter reduziert werden. Die optimierte Verbrennung senkt den Brennstoffverbrauch um bis zu einem weiteren Prozent. Zudem sorgen neue Schalldämmhauben für geringe Brennergeräusche im Kesselhaus. Fazit „Flexibel, ziel- und lösungsorientiert“ beschreibt Orestis Almpanis-Lekkas von Octapharma das Projektteam von Bosch Industriekessel aus Bischofshofen (Österreich) und Gunzenhausen (Deutschland). Durch die Modernisierungsmaßnahmen verbessert das Wiener Unternehmen seine Energieeffizienz und schützt Umwelt und Ressourcen nachhaltig. Dank ihres modularen Aufbaus konnten alle Systemkomponenten von Bosch reibungslos und effektiv in die Bestandsanlage nachgerüstet werden – ohne die Dampfversorgung unterbrechen zu müssen. In Zukunft unterstützt der digitale Effizienzassistent MEC Optimize Octapharma dabei, die Dampfkesselanlage dauerhaft kosteneffizient, sicher und umweltschonend zu betreiben. „Das System erleichtert es uns, Handlungsfelder und Verbesserungspotentiale viel schneller zu erkennen und direkt umzusetzen“, so Orestis Almpanis-Lekkas.